Nach über 20 Jahren Abwesenheit kam ich 2005 mal wieder nach Merry Old England, und diesmal stand Nordengland mit York und dem Hadrianswall auf dem Programm. York ist zweifellos eine der schönsten englischen Städte, und wenn die Stadt nur ihre Kathedrale zu bieten hätte, York wäre dennoch eine Reise wert. Besonders eindrucksvoll ist die mittelalterliche Altstadt aus dem 14. Jahrhundert mit unzähligen attraktiven Geschäften und netten Pubs. Doch eigentlich blieb mir York vor allem durch ihre überaus originellen Museen in guter Erinnerung. Römer, Angelsachsen und Normannen haben sich dort mit Bauten verewigt. Im Mittelalter bekämpften sich in den Rosenkriegen die Häuser York und Lancaster, und heute noch ist Richard III. überaus berühmt, kein Wunder, der König war schliesslich Herzog von York. Ein Museum zum anfassen, das an die Wikinger und Normannen erinnert, ist das Yorwik Museum. Die Illusion, sich in einer Wikingersiedlung zu befinden, ist wirklich perfekt, denn in der Kulisse sind das Geschrei der Möwen und selbst die Ausdünstungen von Exkrementen inbegriffen. Wer sich gerne aristokratische Landsitze ansieht, wird Castle Howard lieben, und wer die Atmosphäre eines typischen Schmugglernests aus dem 18. Jahrhundert bewundern will, ist in der Robin Hood Bay genau richtig.
Für Kenner, die sich für die römische Geschichte Britanniens interessieren, ist ein Ausflug zum Hadrianswall, nördlich von York obligatorisch. Auf vielen Strecken entlang des britannischen Limes ist eine Art Lehrpfad angelegt, und entlang des Walls trifft man immer herrlich spleenige Zeitgenossen. Manchmal hat man das Gefühl einer Erscheinung, wenn sich plötzlich ein römischer Kavallerist aus den britischen Nebeln löst. Mit Maskenhelm auf einem weissen Andalusier! Meine Erscheinung war aus Fleisch und Blut, ein Reenactor aus Sheffield, der mit seinen Kameraden praktisch angewandte Archäologie betrieb. Leider habe ich vor Verblüffung den Namen der Einheit vergessen.